Ich war letztens mit meinen Hunden, Nala und Shorty, am Strand. An diesem Strandabschnitt liefen die Hunde frei. Es waren auch noch andere freilaufende Hunde anwesend, und es gab keine Probleme. Ich unterhielt mich gerade mit einem Mann und bemerkte nicht, dass hinter mir ein neuer Mensch mit Hund auf den Strand kam.
Dieser Border Collie-Rüde war an der langen Leine und wurde vom Halter kurz gehalten. Ich habe die beiden erst bemerkt, als meine junge Husky-Mix-Hündin Nala verliebt hintrabte. Dann habe ich mich umgedreht. Ich habe ihr direkt angesehen, dass sie jetzt nicht hören würde. Ich habe mich sofort entschuldigt, bin hin und habe sie weggeholt.
Der Mann war von der ersten Sekunde an am Diskutieren, dass das nicht ginge, wenn ein Hund nicht zu 100 % hört. Er hat nicht geschrien, aber von Anfang an gemeckert, während er seinen Hund kurz gehalten hat, obwohl die beiden sich begrüßen wollten. Ehrlich gesagt war ich nur noch genervt von ihm, auch wenn ich einen Fehler gemacht habe – darüber will ich gar nicht streiten. Er sagte dann, sein Hund höre zu 95 %, aber eben nicht zu 100 %, und deshalb komme er nie von der Leine, bis es 100 % sind. Ab da tat mir der Hund nur noch leid!
Ein Hund soll hören, klar. Ein Hund soll nicht ungefragt zu anderen laufen, auch klar. In diesem Fall war es mein Fehler, wie gesagt. Aber kein Hund hört zu 100 %. Wer wartet, seinem Hund erst Freiheiten zu geben, wenn dies der Fall ist, wird ihm wohl nie Freiheiten gönnen können – und das ist nicht fair!
Ich wünschte manchmal, es gäbe mehr Entspannung in der Hundewelt. Niemand ist perfekt, und das soll auch niemand sein. Es ist wichtig, seinen Hund unter Kontrolle zu haben, ihn zu erziehen, eine Hundeschule oder einen Hundetrainer zu besuchen – aber es ist auch wichtig, zu leben!
Jeder macht Fehler, und der Mut zu Fehlern ist wichtig, um zu lernen. Wer von Beginn an Perfektion erwartet, wird diese wohl nie erreichen! Das ist keineswegs ein Freibrief, seinen Hund einfach machen zu lassen und keine Rücksicht zu nehmen. Ihr solltet eure Hunde dann laufen lassen, wenn sie hören – aber wartet nicht auf 100 %. Achtet stattdessen auf die Umgebung. Hört euer Hund nicht bei Kindern, leint ihn nicht am Spielplatz ab! Leint ihn an, wenn euch ein angeleinter Hund entgegenkommt – all das gehört zum guten Benehmen dazu.
Achtet darauf, was euer Hund leisten kann, und gefährdet niemand anderen. Habt ihr einen Hund, der tatsächlich eine Gefahr für andere oder sich selbst darstellt, dann ist das ein Risiko, das ihr nicht eingehen solltet!
Bei aller Vorsicht ist es jedoch so, dass nicht immer alles klappen kann. Geht dann einfach gut mit euren Fehlern um, lernt daraus, nutzt es als Gelegenheit, und schafft den Fehler schnell wieder aus der Welt. Das gilt auch für die Fehler anderer: Seid nett zueinander! Auch da geht es darum, wie der andere damit umgeht. Ist es ihm egal, habt ihr das Recht, mal sauer zu sein. Entschuldigt er sich und bereinigt den Fehler, dann seid auch da mal entspannt.
Manchmal hat man das Gefühl, Menschen sind von vornherein schon auf 180. Das macht keinen Sinn, das ist nicht nur für euer Gegenüber anstrengend, sondern auch für euch – und auch für euren Hund. Ihn zu schützen, ist super, aber bei jeder Begegnung selbst auf 180 zu sein, zeigt ihm doch nur, dass es richtig ist, bei Begegnungen auszuflippen. Seid lieber ein entspanntes Vorbild. Ihr dürft den anderen Hund natürlich wegschicken. Ich wäre euch sogar dankbar, wenn ihr das bei meiner Hündin macht. Daran kann sie auch lernen – aber regt euch nicht jedes Mal auf. 😉
Und wenn ihr wissen wollt, wie ihr mit eurem Hund die Grundlagen lernen könnt, damit euer Hund in Zukunft besser hört, schaut gerne in meinem Junghunde-Kurs vorbei oder stärkt euren Rückruf im sicheren Rückruf-Kurs.