Du kannst deinen Hund nicht belügen!

Stattdessen kannst du dich aber unglaubwürdig und unberechenbar für ihn machen und das willst du sicher nicht!

Was mein ich damit? Damit mein ich NICHT so kleine Spielchen, bei denen man so tut als wirft man den Ball und wirft ihn dann doch nicht oder ähnliche mehr oder weniger lustige Aktionen. Die können euren Hund im schlimmsten Fall etwas frustrieren und möglicherweise hat er dann keine Lust mehr auf das Spiel… es kann aber durchaus auch sein, dass ihm das ganze Spaß macht, Abwechslung in die Beschäftigung bringt und alles in Allem ganz gut bei im ankommt.

Ich meine, dass du deinem Hund keine Emotionen vorspielen kannst. Wenn du gut gelaunt bist, dann weiß dein Hund das! Wenn du schlecht gelaunt bist, dann weiß dein Hund das! Wenn du traurig oder wütend bist, dann weiß dein Hund das auch! Hunde durchschauen, was das angeht auch die besten Schauspieler ganz ohne Probleme.

Grund dafür sind ihre Sinne, die genau darauf ausgelegt sind, auf Beobachten von Sozialpartnern und von Beute. Ein Aspekt dabei ist, dass wir Menschen nur 50 bis 60 Bilder pro Sekunde verarbeiten, unsere Hunde dagegen 80 Bilder pro Sekunde. Das bedeutet, dass sie Bewegungen viel besser wahrnehmen können als wir und das heißt, sie können kleinste Bewegungen in unserem Ausdruck, in unserer Körpersprache und unserer Mimik sehen, die wir kaum wahrnehmen würden.

Neben ihrem optischen Vorteil besitzen sie außerdem ihre hervorragende Nase. Dass Hunde Sprengstoff erschnüffeln können, ist weithin bekannt, dass sie Krankheiten erschnüffeln können, wissen zumindest seit Corona auch die meisten. Dass sie aber auch Emotionen erschnüffeln können, das ist vielen Hundehaltern noch nicht so klar.

Wir haben also keine Chance!

Was heißt das jetzt für uns um Hundetraining oder in der Hundeerziehung?

Erstmal heißt es, dass wir uns im Training nicht verstellen sollten, wir sollten authentisch sein. Sonst glaubt uns unser Hund eh nicht. Wenn ihr euch über etwas freut, was euer Hund macht, dann zeigt es ihm ruhig auch. Euer Hund merkt zwar eh, dass ihr euch freut, aber Hunde finden es toll, wenn ihr eure positiven Emotionen auch zum Ausdruck bringt. Das tun wir Menschen leider oft viel zu wenig, das betrifft nicht nur das Thema Hund 😉

Und das schöne ist auch, dass Hunde unsere positiven Gefühle total wichtig sind. Die belohnende Wirkung eines Lachens sollte nie unterschätzt werden! Ich habe mal einer Hündin das Fuß Laufen beigebracht indem ich als Belohnung, wenn sie gut ging ihr eine lustige Grimasse geschnitten hab. Ich hatte selten eine so lustige Trainingseinheit und die Hündin war total begeistert!

Leider merken sie jedoch auch, wenn wir nicht gut drauf sind, wenn wir uns ärgern, wütend, traurig oder enttäuscht sind.

Deshalb gibt es von mir nicht den Tipp, wenn dein Hund kommt, wenn du gerufen hast, mach immer eine Party und freu dich egal obs der zweite, dritte oder vierte Rückruf war, auf den er gekommen ist und egal wie sehr er dich vorher geärgert hat mit dem, was er getan hat. Wenn du dich dann ernsthaft freuen kannst, dann bitte mach das! Lerntheoretisch ist an diesem Tipp schon einiges dran, dass es immer belohnt werden sollte, wenn dein Hund zu dir kommt.

Die Lern Theorie bringt nur leider nichts, wenn dein Hund diese Belohnung gar nicht als Belohnung sehen kann. Wenn du ihm vorspielst, dich zu freuen, dann merkt er das und das ist der Moment, wo du unglaubwürdig wirst. Du wirst unberechenbar für deinen Hund. Du lobst ihn, tust ganz toll und dabei bist du doch stink sauer, das kann dein Hund nicht verstehen.

Natürlich sollst du deinen Hund jetzt nicht bestrafen, dass er zu dir kommt! Im Gegensatz zur Freude, findet es dein Hund nicht toll, wenn du deine Wut auslebst! Du kannst die Sache dann aber ruhig mal auf sich beruhen lassen. Oder du gibst ihm eine Belohnung, die nichts mit deinen Emotionen zu tun hat. Wie so oft im Hundetraining kann hier Futter Sinn machen, das kannst du deinem Hund dann einfach zuwerfen und dann muss er dir nichtmal nahekommen.

Den viele Hunde wollen einem wütenden Menschen nicht zu nahekommen, dabei spielt es gar keine Rolle, ob ihnen ein Mensch mal etwas getan hat oder nicht, dieser Reflex ist erstmal ganz natürlich, einem wütenden Hund kommen sie ja auch nicht zu Nahe in der Regel.

Der Gedanke zu diesem Blogartikel ist mir gekommen als mir im Einzeltraining erzählt wurde, dass die Halterin eines Hundes nach einem Spaziergang total frustriert und wütend war, sie wollte das aber ihren Hund dennoch beruhigen und hat ihn, deshalb versucht freundlich ran zurufen um ihn zu streicheln, der Hund hat sich aber egal wie freundlich sie es versucht hat immer weiter zurückgezogen, was die Halterin natürlich noch mehr frustriert hat. Aber aus Hundesicht war das vollkommen richtig und einfach eine total seltsame Situation mit total widersprüchlichen Signalen seines Menschen.

Hunde sind meister darin Emotionen zu erkennen, aber vielleicht könnte man sagen, sie sind nicht die besten darin, diese für den Menschen richtig zu interpretieren. Sie wissen nicht, warum ihr sauer seid, sie wissen nur, dass ihr sauer seid.

Versucht also ehrlich im Ausdruck zu sein, ehrlich in euren Signalen damit ihr euren Hund in der Erziehung nicht verwirrt und für ihn verlässlich bleibt